Das alte Jahr eiskalt abwaschen

Allgemeine Zeitung vom 30.12.2016

Das alte Jahr eiskalt abwaschen

FREI-WEINHEIM - INGELHEIM. Das alte Jahr abwaschen, die vergangenen Tage und Wochen hinter sich lassen und mit einem ordentlichen Adrenalinkick ins neue Jahr starten – dafür steht das Neujahrstauchen, das Alex Laurijsse dieses Neujahr zum sechsten Mal am Ingelheimer Strandbad veranstaltet. Ein prickelndes Erlebnis, das kann seine Frau Birgit aus erster Hand berichten.

„Um ehrlich zu sein, habe ich jahrelang nur das Handtuch warm gehalten“, lacht sie. Bis es sie eines Tages plötzlich packte. Die Menschen, die da offensichtlich ohne zu frieren aus dem eiskalten Wasser schlenderten, dachte sie, die wirken ja sicher nicht ohne Grund so glücklich. Also ist Birgit Laurijsse irgendwann mit ihrem Mann zusammen ins Wasser gegangen. „Und jetzt verstehe ich die Begeisterung. Man schüttet plötzlich viele schöne Glückshormone aus.“

Anmeldung für die bessere Planung


Alex Laurijsse hat die eiskalte Tradition aus seiner Heimat mitgebracht. Er stammt aus Nordbrabant, einer Provinz im Süden der Niederlande. Hier ist das Neujahrstauchen seit gut 50 Jahren Tradition, mittlerweile nehmen an 80 Orten fast 40 000 Menschen an dem Spektakel teil. In Ingelheim sind es bedeutend weniger, etwa 50 schätzt Familie Laurijsse, aber die Fangemeinde wächst von Jahr zu Jahr. „Dieses Mal kamen die ersten Anmeldungen schon vor Weihnachten. Das ist wirklich ungewöhnlich. Sonst geht es erst nach den Feiertagen los mit den Anmeldungen“, erzählt Alex Laurijsse.

Eine Anmeldung ist für das Privatevent am Strandbad zwar eigentlich nicht nötig, es hilft den Laurijsses aber bei der Planung. Zur Stärkung der tapferen Taucher organisieren sie nämlich Glühwein, Bratwürste und – ganz wichtig – Erbsensuppe. Bei den großen Tauchevents in den Niederlanden kommt traditionell Unox in die Suppenschale – inzwischen auch beim Ingelheimer Neujahrstauchen. Es war gar nicht so einfach, die niederländischen Suppenmacher zum Sponsoring zu überreden, denn eigentlich unterstützt Unox keine Veranstaltung im Ausland. Alex Laurijsse hat es trotzdem geschafft.

„Und er schafft es auch jedes Jahr, einen Freund und Bekannten mehr zum Mitmachen zu überreden“, lacht seine Frau, „und wenn es Silvester kurz vor Mitternacht ist.“ Alex Laurijsse schwört eben auf seine Tradition. Und die zunehmende Teilnehmerzahl zeigt: andere auch. „Es gibt viele, die sich am Neujahrstag für eine Stunde bei uns am Rhein mit Freunden verabreden, sich ein frohes neues Jahr wünschen, einen Glühwein trinken und entweder selbst abtauchen oder zuschauen. Und in einer Stunde ist man wieder zu Hause auf dem Sofa. Perfekt“, findet Birgit Laurijsse.

Inzwischen steht hinter dem Neujahrstauchen ein kleines, eingeschworenes Team aus Sponsoren und Helfern. Die meisten kommen wie die Laurijsses aus Dromersheim. „Dort fließt der Rhein aber nun einmal nicht entlang, darum tauchen wir in Ingelheim.“ Getaucht wird übrigens bei jedem Wetter, auch bei Regen. Nur bei Hochwasser sagen die Veranstalter das Neujahrstauchen ab, zu gefährlich.Bisher sehen die Prognosen aber gut aus.

 

Preis für die lustigste Verkleidung


Inzwischen stürzen sich die Teilnehmer übrigens nicht nur mit den orangefarbenen Unox-Mützen auf dem Kopf in die eiskalten Fluten, sie haben immer häufiger auch lustige Verkleidungen an. Laurijsses haben darum einen Preis für die lustigste Verkleidung ausgeschrieben, 2016 hat ein Engel mit roten Flügeln gewonnen.

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