INGELHEIM - Der Sprung in den eiskalten Rhein am Neujahrstag hat in Ingelheim Tradition. Seit zehn Jahren organisiert Alex Laurijsse gemeinsam mit seiner Frau Birigit das alljährliche Neujahrstauchen am Strandbad. Doch die Corona-Pandemie hat auch dieser Aktion für den guten Zweck einen Strich durch die Rechnung gemacht. Doch einfach darauf verzichten, das kommt für die Organisatoren und die hartgesottenen Teilnehmer nicht infrage.
Anstatt gemeinsam den Sprung in den eisigen Rhein zu wagen, hatte der Veranstalter dazu aufgerufen, das tollkühne Bad in die heimische Badewanne zu verlegen (wir berichteten). Damit der Gemeinschaftaspekt nicht ganz zu kurz komme, hatte der Veranstalter darum gebeten, die Aktion auf Video festzuhalten. Mit Erfolg. Insgesamt wurden Alex Laurijsse knapp über 80 Videos zugeschickt oder in den sozialen Netzwerken geteilt. „Ich erwarte aber noch einige Nachzügler“, sagt der Organisator. Auch nachträglich können noch Videos an ihn geschickt werden.
Bei der Veranstaltung werden jedes Jahr Spenden für ein Herzensprojekt gesammelt, diesmal für Lorena Fleck aus Waldalgesheim. Die 21-Jährige war nach einem unentdeckten Gen-Defekt auf eine Stammzellenspende angewiesen, die sie schließlich auch erhielt. Jedoch stieß der Körper die Stammzellen ab, es kam zu einer nicht erklärbaren, großflächigen Entzündung des Gehirns. Fleck musste ins Koma versetzt werden. Nach mehreren Monaten des Bangens erwachte die junge Frau. Doch sie hat noch immer schwere körperliche Einbußen.
8000 Euro für Lorena Fleck aus Waldalgesheim
Deshalb muss das Elternhaus, in welches Lorena Fleck nach ihrem Reha-Aufenthalt im Frühjahr einziehen wird, barrierefrei umgebaut werden.
Zunächst machte sich der Veranstalter des Neujahrstauchens Sorgen, dass durch die Verlegung der Veranstaltung ins Internet die Spendensumme dieses Mal kleiner ausfallen würde. Doch das Ergebnis kann sich sehen lassen: Rund 8000 Euro kamen zusammen. Ziel ist es laut Laurijsse zwar gewesen, wie in den vergangenen Jahren 10 000 Euro zu erreichen, jedoch hoffen die Organisatoren noch auf nachträgliche Spenden.
Unter den tollkühnen Wasserratten gab es sogar Adelige. Die Weinkönigin Stephanie Müller aus Bingen-Dromersheim stürzte sich, gemeinsam mit ihrem Gefolge, tollkühn in den kalten Rhein. Nicht nur aus der Region wurden Videos an Laurijsse geschickt: Auch in Wien, dem Allgäu, Berlin und sogar in Florida begann das Jahr mit einem eisigen Bad.
Bei der Auswahl ihrer Badestätte waren die Neujahrstaucher durchaus kreativ. Gebadet wurde im Dorfbrunnen in Daxweiler, im Rhein oder in der heimischen Badewanne oder der Regentonne. Manche kippten sich einfach einen Eimer Wasser über den Kopf.
Für die Veranstalter des Neujahrstauchens war auch ein ganz besonderes Video dabei. „Vanessa Brand aus Dromersheim war unser Herzensprojekt 2019“, erzählt Alex Laurijsse. Die junge Frau hat sich eigenständig unter der kalten Dusche gefilmt. Neujahr 2019 saß sie noch gelähmt im Rollstuhl. Doch durch die Spendengelder des Neujahrstauchens konnte ihre Therapie finanziert werden und der jungen Frau geht es schon besser. „Das war für uns wirklich sehr rührend“, sagt der Organisator.