Spenden haben Sprechen ermöglicht

Allgemeine Zeitung vom 27.12.2018

Spenden haben Sprechen ermöglicht

DROMERSHEIM/INGELHEIM - Es war ein Schicksalsschlag. Einer, der aus heiterem Himmel kam. Vor etwa drei Jahren hat die 31-jährige Vanessa Brandt aus Dromersheim plötzlich Kopfschmerzen. Bei einer Notoperation wird ein Aneurysma (eine Arterienerweiterung oder arterielle Aussackung) entdeckt, doch obwohl die OP erfolgreich verläuft, ist die Sache noch nicht ausgestanden. Zwei Schlaganfälle folgen. Vanessa überlebt, ist aber halbseitig gelähmt, auf einem Auge blind und pflegebedürftig. Nicht nur die Familie steht in dieser Notsituation voll hinter ihr. Auch das Umfeld zieht an einem Strang. Freunde, Verwandte, Vereine, sie alle Spenden, um die Pflege zu Hause und die Therapien zu ermöglichen, die Vanessa wieder ins Leben integrieren sollen. Freunde kommen regelmäßig zu Besuch, und alle drei Geschwister wohnen im nahen Umfeld, um oft bei der Familie sein zu können. Mutter Carmen hat ihren Beruf aufgegeben, um Vanessa pflegen zu können.
 
Unter den Unterstützern waren damals auch die Ingelheimer Neujahrstaucher, deren Vorsitzender Alex Laurijsse ebenfalls aus Dromersheim kommt. In solch einem Fall könne Hilfe natürlich keine einmalige Sache sein, sagt er. Vanessa und ihre Familie brauchten fortdauernde Unterstützung. Darum möchten die Neujahrstaucher ihr diesjähriges Tauchen am 1. Januar ab 13.30 Uhr am Strandbad Ingelheim wieder der Hilfe für Vanessa widmen. Während der Veranstaltung, im Vorfeld und danach werde man Spenden sammeln. Denn, so Laurijsse: Vanessa gehe es heute deutlich besser, aber es brauche für diese Fortschritte dauerhafte Therapie, die nicht allein durch Kassenleistungen gedeckt sei.
 
 
Tatsächlich seien die Fortschritte immens, erzählt Mutter Carmen, und Vanessa bestätigt das gleich: „Das Gefühl, dass es vorangeht, habe ich, seit ich wieder sprechen kann.“ Allein, dass Vanessa selbst ins Gespräch eingreifen kann, war vor einem Jahr alles andere als ausgemacht. Dreimal wurde allein versucht, operativ die Schädeldecke wieder zu schließen. Ehe beim dritten Versuch die Wunde tatsächlich verheilte, hatten Ärzte schon beinahe aufgegeben. Für die raschen Fortschritte, die seitdem erzielt wurden, macht die Familie auch die Adeli-Therapie verantwortlich, die im slowakischen Piešany durchgeführt wird. Die umfasst Rehamaßnahmen und Training für die Muskulatur, wobei für die Raumfahrt entwickelte Anzüge mit starken Gummibändern eingesetzt werden, die ursprünglich dem Muskelabbau in der Schwerelosigkeit entgegen wirken sollten. „Seitdem hat Vanessa überhaupt wieder ihre Körpermitte gefunden, kann sich wieder selbst gerade halten“, so die Mutter. In Deutschland würden zu selten und zu kurze Rehamaßnahmen bewilligt, ist Carmen Brandt überzeugt. Ohne die auch durch Spenden ermöglichte Eigeninitiative könnte Vanessa wahrscheinlich heute sich weder so gut bewegen, noch sprechen, wie sie es wieder kann.
 
Für die Neujahrstaucher ist das Helfen in diesem Fall Ehrensache. Denn das Ehepaar Laurijsse ist begeistert vom Einsatz der Familie und hat sich mit Vanessa und Familie längst angefreundet. „Es gibt viele gute Gründe zu spenden, und wir haben uns auch schon für ganz unterschiedliche Initiativen eingesetzt“, erzählt Laurijsse. „Aber hier sieht man eben direkt, was man bewirken kann, und Vanessas Schicksal liegt uns besonders am Herzen.“ Entsprechend sei man sich schnell einig gewesen, dass weitere Hilfe für Vanessa sinnvoll und notwendig sei.
 
Die Neujahrstaucher hoffen auf eine rege Beteiligung beim Tauchen und große Spendenbereitschaft.

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