Unerschrockene Neujahrstaucher in Frei-Weinheim

Allgemeine Zeitung vom 02.01.2019

Unerschrockene Neujahrstaucher in Frei-Weinheim

80 bis 100 Wasserenthusiasten ließen sich am Neujahrstag auch durch eine Wassertemperatur von lediglich sechs Grad nicht davon abhalten, ein Bad im Rhein zu nehmen.

FREI-WEINHEIM - Vor gut drei Wochen dehnten sich Sand-und Kiesflächen am Frei-Weinheimer Strandbad noch weit in Richtung Rheinkribben. Bis zum Neujahrstag hat sich der Rhein wieder weite Teile seines ursprünglichen Bettes zurückerobert. Aber zwischen Sandstrand und Wasser macht es ein gut 30 Meter breiter Schlammstreifen den Neujahrstauchern nicht gerade leicht, zum Wasser zu kommen.

Vorsichtig schlittern die geschätzt zwischen 80 und 100 Wasser-Enthusiasten bis zum sechs Grad kalten Nass, rennen in die Fluten, tauchen einmal ganz unter, rutschen über den Schlamm zurück zu Handtuch und Bademantel haltenden Angehörigen. Unter dem Motto „Kopf Unter“, haben die Dromersheimer Alex und Birgit Laurijsse zum achten Mal in Folge zum Neujahrstauchen im Rhein für einen guten Zweck eingeladen – und die Besucher strömen.

Der Parkplatz an der Rheinstraße und der Zufahrtsweg zum Strandbad sind zugeparkt, dazwischen suchen sich Fußgänger und Radfahrer ihren Weg. Am Strandbad selbst mehrere hundert Menschen, wie in den Vorjahren mehr Zuschauer als aktive Rheintaucher. Sie überbrücken die Zeit bis zum Startsignal mit Glühwein, Punsch, Würstchen und heißer Suppe, alles wird gegen eine Spende ausgegeben.

„Es ist toll, dass so viele Leute kommen“, freut sich Alex Laurijsse, der wieder mit zu den unerschrockenen Tauchern zählt. Ehefrau Birgit verteilt am Essens- und Getränkestand selbstbeklebte Spendendosen, die eifrig befüllt werden. Neu in diesem Jahr die extra aufgebaute Bühne, allerdings musste die angekündigte Band wegen Krankheit absagen, stattdessen sorgen drei DJs mit Techno- und House-Klängen für musikalische Untermalung.

Anwesend ist auch die Spendenempfängerin, Vanessa Brandt aus Dromersheim. Ein geplatztes Blutgefäß im Kopf machte sie vor drei Jahren von einem auf den anderen Tag zum Pflegefall. Dank spezieller Therapien geht es ihr heute besser, aber die teuren Reha-Maßnahmen müssen weiter finanziert werden. In einem Audio-Einspieler erzählt Vanessa von ihrem Schicksal und ihrem Weg zurück zur Selbstständigkeit, manch einer der Zuhörer hat Tränen in den Augen. Und als die DJ’s auf der Bühne bitten, die Zuschauer möchten sich für Vanessa zu den Klängen des Songs „You never walk alone“ hinknien, gehen fast alle Anwesenden hinunter in den feuchten Sand.

Inzwischen hat sich der Mann mit der Startrakete in Stellung gebracht. „Kannste nicht schon mal zünden?“, fragt ein frierender Neujahrstaucher. „Nein, in zwei Minuten ist es soweit“, lautet die Antwort. Ein paar mit Blumenketten und Baströckchen verkleidete Hawaii-Girls posieren noch für Handyfotos, dann kommt die Ansage von Birgit Laurijsse: „Helden seid ihr alle sowieso, also geht nicht zu weit raus.“ Und dann sind sie alle im Wasser, die meisten der Unerschrockenen mit den orangenen Pudelmützen des Hauptsponsors auf dem Kopf, eine rosa Perücke sticht hervor. „Man ist ja so was von wach, wenn man da raus kommt, klasse“, meint einer der kälteresistenten Neujahrstaucher, als er sich die klatschnasse Mütze vom Kopf zieht und durch eine trockene ersetzt.

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